Demenz zu Hause: Pflege, Betreuung & Hilfsmittel
Die häusliche Betreuung von Menschen mit Demenz gelingt am besten in einer unterstützenden Umgebung mit festen Abläufen und einer einfachen Raumgestaltung, welche die Orientierung erleichtert. Angehörige, die pflegen, sollten klar kommunizieren, langsam und deutlich sprechen und geduldig auf Antworten warten. Wichtig ist auch, sich selbst zu entlasten, etwa durch ambulante Pflegedienste, Tagesstrukturen oder Entlastungsangebote.
Dieser Ratgeber soll Ihnen Orientierung für eine sichere Betreuung von Menschen mit Demenz bieten, von geeigneten Hilfsmitteln über mögliche Kostenbeteiligungen bis hin zu den gesetzlichen Pflichtleistungen der Krankenkassen.
Was bedeutet Demenz?
Demenz ist ein Sammelbegriff für über 100 unterschiedliche Erkrankungen, die die Funktionsweise des Gehirns beeinträchtigen. Vor allem die geistigen, kognitiven Fähigkeiten, wie Denken, Gedächtnis, Orientierung und Sprache, sind dabei betroffen. Im Verlauf der Erkrankung nehmen diese Fähigkeiten zunehmend ab, sodass betroffene Personen immer stärker in Ihrem Alltag eingeschränkt sind und Unterstützung benötigen.
Hilfsmittel für Demenzkranke zu Hause
Für viele Menschen mit Demenz wird es mit dem Verlauf der Erkrankung zunehmend schwieriger, sich zu orientieren und Gefahren richtig einzuschätzen. Alltagshilfen und Hilfsmittel können ihnen dabei helfen, so lange wie möglich selbstständig und sicher in den eigenen vier Wänden zu leben. Die Bandbreite der Hilfsmittel reicht von Sicherheitsvorkehrungen über die Förderung der Motorik bis hin zur Gedächtnisstütze
Orientierung & Sicherheit
Für die Orientierung ist es wichtig, dass die Wohnräume gut belichtet sind, sowohl tagsüber wie auch nachts. Lampen mit Bewegungsmelder, Unterbettbeleuchtung oder Nachtlichter mit sanftem Licht können hier unterstützen. Auch Tür- und Fenstersensoren können die Sicherheit erhöhen. Allenfalls kann es sinnvoll sein, Herdsicherungen anzubringen.
GPS-Tracker und Notfalluhren ermöglichen es, den Standort von Demenzerkrankten im Notfall zu bestimmen.
Die sogenannten Grosstastentelefone machen es den Betroffenen einfacher Anrufe zu tätigen und damit den sozialen Austausch aufrecht zu erhalten.
Weitere Hilfsmittel wie Medikamentenboxen mit Erinnerungsfunktion, sprechende Zeitplaner, Diktiergeräte oder Schlüsselfinder können ebenfalls eine Entlastung bringen. Die Diktiergeräte ermöglichen es Betroffenen Sprachaufnahmen zu machen, um wichtige Dinge festzuhalten und sich später daran zu erinnern.
Sturzprophylaxe & Transfer
Die Sturzprophylaxe und ein sicherer Transfer spielen ebenfalls eine grosse Rolle. Als Erstes sollten mögliche Stolperfallen wie lose Teppiche oder Kabel entfernt werden. Türschwellen können mit Rampen sicher gestaltet werden. Eine passende Gehhilfe, meist ein Rollator, sorgt für Stabilität, dient als Transporthilfe und ermöglicht kurze Ruhepausen. Im Pflegebett können Seitengitter ein nächtliches Herausrollen verhindern. Für einen sicheren und schonenden Positionswechsel gibt es unterschiedliche Rutsch- und Umlagerungshilfen.
Praktische Tipps zur Sturzprophylaxe lesen
Inkontinenz & Hygiene
Inkontinenz ist auch heute noch ein Tabuthema, über das man nicht gerne spricht. Eine Blasenschwäche wird oft von Schamgefühlen überschattet, dies obwohl heute wirksame Behandlungsmethoden und Hilfsmittel zur Verfügung stehen, die hohen Komfort bieten und die Würde bewahren. Neben den unterschiedlichen saugenden Inkontinenzprodukten, wie beispielsweise den Pants, den Slipeinlagen oder den Inkontinenzhosen, bieten die Matratzenschoner zusätzlichen Schutz und Sicherheit.
Wichtig im Zusammenhang mit einer Blasenschwäche/Inkontinenz ist auch der Hautschutz, damit die natürliche Hautschutzbarriere aufrecht gehalten werden kann. Die fachgerechte Entsorgung von Inkontinenzprodukten sorgt für zusätzliche Hygiene.
Demenz: Pflege und Betreuung zu Hause
Ein strukturierter Alltag, idealerweise mit einer klaren Wochenplanung, gibt betroffenen Person Orientierung und entlastet gleichzeitig die Pflegepersonen. Durch diese Struktur lassen sich herausfordernde Situationen häufig verringern oder ganz vermeiden.
Tagesstruktur, Kommunikation & Beschäftigung
Einfache strukturierte Routinen erleichtern den Alltag. Gleichzeitig ist verständliche Kommunikation wichtig: Sprechen Sie langsam, in kurzen Sätzen und wiederholen Sie zentrale Informationen. Alltägliche Aktivitäten wie Kochen, Spazieren, Fotoalben anschauen oder Memory spielen tun gut und fördern das Wohlbefinden.
Umgang mit Unruhe/Sundowning & BPSD
Die Alzheimer-Erkrankung zeigt sich bei Betroffenen auf vielfältige Weise. Manchmal entwickelt sich eine Umkehr von Tag und Nacht oder es entstehen Schlafstörungen. Sundowning bedeutet, dass Menschen mit Demenz am späten Nachmittag oder frühen Abend unruhig, überaktiv oder nervös wirken. Bei einigen treten zusätzlich ungewöhnliche Verhaltensmuster auf und es kommt häufig zu stärkeren Verwirrungszuständen als am Vormittag.
BPSD bedeutet Behavioral and Psychological Symptoms of Dementia. Darunter fallen herausfordernde Verhaltensweisen wie Aggression, Unruhe, Angst oder Halluzinationen. Für Angehörige ist das oft die grösste Belastung – oft stärker als das Vergessen selbst.
Folgende fünf Alltagstipps können helfen angemessen zu reagieren:
- Sicherheit geben: Eine ruhige Stimme, klare Abläufe und wenig Reize.
- Ursachen suchen: Schmerzen, Hunger oder Hitze? Häufig steckt ein körperliches Problem dahinter.
- Ablenken statt korrigieren: Themen wechseln oder einen Spaziergang anbieten.
- Kleine Schritte: Aufgaben in kleine Teilaufgaben aufteilen und nicht alles auf einmal verlangen.
- Hilfe annehmen: Entlastungsdienste, Spitex oder Austauschgruppen nutzen.
BPSD sind kein „schlechtes Benehmen“, sondern Ausdruck der Erkrankung. Wer versteht, kann gelassener reagieren und sich selbst entlasten.
Wohnung & Alltag sicher gestalten
Um die Risiken zu senken und die Orientierung zu fördern, können einige einfache Veränderung der häuslichen Umgebung helfen.
Bad/WC anpassen
Gerade im Badezimmer ist die Sturzgefahr gross, dies nicht zuletzt wegen den nassen Fliessen, welche in einer Rutschpartie enden können. Einfache Hilfsmittel wie
sorgen für mehr Sicherheit. Generell immer darauf achten, Stolperfallen wie Teppiche, lose Kabel zu eliminieren und die Laufwege freizuhalten. Zur Reduzierung von nächtlichen Stürzen haben sich Lampen mit Bewegungsmelder bewährt.
Schlafzimmer optimieren
Auch im Schlafzimmer lauern Gefahren. So kann beispielsweise der Sturz aus dem Bett fatale Folgen haben. Ein Pflegebett mit Seitengitter kann hier Abhilfe schaffen. Bewährt haben sich auch die sogenannten Trittmatten, diese werden vor das Bett gelegt und geben Alarm, wenn der Betroffene das Bett verlässt. Die Unterbettbeleuchtung wie auch Lampen mit Bewegungsmelder helfen, sich im Dunkeln orientieren zu können.
Orientierungshilfen im Wohnraum
Bei der Raumgestaltung ist darauf zu achten, dass die Einrichtung einfach und übersichtlich ist. Zu viele Sinneseindrücke überfordern Betroffene und erschweren eine Orientierung im Raum.
Je nach Grösse des Raumes kann auch mit visuellen Kontrasten gearbeitet werden. Eine farblich differenzierte Raumgestaltung kann unterschiedliche Funktionsbereiche definieren und sie voneinander abgrenzen.
Verzichten Sie beispielsweise auch auf übermässige Deko, dieses mag für uns schön aussehen, für demenzkranke Menschen wirkt sie jedoch verwirrend.
Für Betroffene kann es hilfreich sein, wenn Türen offengelassen werden, so wird ein Durchgang klar erkannt. Zudem können Türen beschildert werden. Hier gilt es zu bedenken, dass Menschen mit Demenz Bilder besser erkennen können als beschriftete Schilder.
Fenster beim demenzgerechten Wohnen
Fenster unterstützen die räumliche Orientierung, besonders dann, wenn draussen markante Gebäude oder vertraute Landschaften zu sehen sind. Achten Sie daher darauf, dass keine Möbel oder Gegenstände den Blick nach draussen versperren.
Geräusche von ausserhalb eines Raumes können für Menschen mit Demenz oft schwer einzuordnen sein und Verwirrung auslösen. Fenster können hier helfen, da sie ermöglichen, die Quelle von Geräuschen besser zu erkennen.
Fenstersicherungen tragen zusätzlich zur Sicherheit bei. Sie verhindern, dass Fenster unbeabsichtigt geöffnet werden, und beugen so Stürzen und gefährlichen Situationen vor.
Unterstützung & Finanzierung in der Schweiz
Eine Demenzerkrankung bringt weitreichende finanzielle Belastungen mit sich. Die Kosten setzen sich aus Diagnostik, Behandlung, Pflege, Betreuung und langfristiger Unterstützung zusammen. Die obligatorische Krankenversicherung sowie Sozialversicherungen decken einen Teil dieser Ausgaben ab, unabhängig von Einkommen und Vermögen.
Bleiben jedoch Restkosten übrig, können einkommensabhängige Unterstützungsleistungen in Anspruch genommen werden. Ergänzend können private Zusatzversicherungen und individuelle Vorsorgemassnahmen helfen, finanzielle Lücken zu schliessen. Informieren Sie sich frühzeitig über die Kostenbeteiligung der unterschiedlichen Stellen.
Weiterführende Information: Finanzielle Ansprüche bei Demenzkrankheiten.
Spitex: Leistungen & Koordination
Neben der Spitex bieten auch andere Organisationen Unterstützung bei der Pflege von Demenzkranken zu Hause. Informieren Sie sich über die verschiedenen Möglichkeiten und klären Sie immer auch die Kostenbeteiligung respektive Kostenübernahme durch Ihre Versicherungen. Zusammen mit Ihnen als pflegende Angehörige wird die Koordination und das Vorgehen für die individuelle Unterstützung mit dem gewählten Partner erfolgen.
MiGeL, OKP/KVG, HE/EL: Anspruch prüfen
Wie bereits eingangs erwähnt, ist die Übernahme respektive die Beteiligung an den Kosten von verschiedenen Faktoren abhängig. Grundsätzlich werden Produkte, welche auf der MiGeL gelistet sind, von der Krankenkasse übernommen. Auch ärztlich verordnete Therapien und Behandlungen werden in der Regel von der obligatorischen Krankenversicherung übernommen - abgesehen von Franchise und Selbstbehalt. Wir empfehlen, sich bei den betreffenden Versicherungen nach den individuellen Ansprüchen zu informieren.
Entlastungsangebote & Beratung
Das Entlastungsangebot für pflegende Angehörige wurde in den letzten Jahren stetig ausgebaut. Es ist sehr wichtig, dass pflegende Angehörige sich Auszeiten nehmen, bevor es zur Überforderung kommt, denn die Anforderung, demenzerkrankte Menschen zu betreuen, ist sehr hoch.
So gibt es neben gezielten Kursen und Informationsveranstaltungen rund um das Thema Demenz auch Ferienplätze für die Betroffenen in Pflegeeinrichtungen. Auch bieten Spitex-Organisationen zum Teil Fahrdienste oder für eine kurze Zeit auch eine “rund um” Betreuung an. Es gibt heute für fast alle Situationen eine professionelle Lösung.
Häufig gestellte Fragen zur Demenz
Welche Symptome zeigen sich bei Demenz?
Gedächtnisprobleme, Sprachstörungen, Orientierungslosigkeit, Schwierigkeiten im Alltag, Persönlichkeitsveränderungen und sozialer Rückzug sind Symptome bei Demenz.
Kann man Demenz vorbeugen?
Eine vollständige Verhinderung von Demenz ist bislang nicht möglich, jedoch lässt sich das Erkrankungsrisiko durch einen gesunden Lebensstil deutlich senken. Zu den wichtigsten vorbeugenden Massnahmen zählen eine ausgewogene Ernährung, regelmässige körperliche und geistige Bewegung, der Erhalt sozialer Kontakte sowie ausreichender und erholsamer Schlaf. Auch die Behandlung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes oder Hörminderung spielt eine entscheidende Rolle.
Quelle: Alzheimer Schweiz
Ist Demenz heilbar?
Nein, die meisten Demenzerkrankungen können derzeit nicht geheilt werden, weil sie mit der Zeit fortschreiten und bleibende Schäden im Gehirn verursachen.
Wie hoch ist die Lebenserwartung?
Wie lange Menschen mit einer Demenz leben, ist sehr unterschiedlich. Bei Alzheimer beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung nach der Diagnose etwa 5 bis 8 Jahre. Sie kann jedoch je nach Demenztyp, Alter bei der Diagnose und allgemeiner Gesundheit variieren.
Quelle: Demenzdiagnose: Wie hoch ist die Lebenserwartung? – digiDEM Bayern
Ist Demenz vererbbar?
In der Regel wird Demenz nicht vererbt, sondern entwickelt sich überwiegend als Folge des Alterns oder zufällig, ohne genetischen Zusammenhang. Es existieren jedoch seltene erbliche Formen, wie die familiäre Alzheimer-Demenz, die durch bestimmte Genmutationen verursacht werden. Darüber hinaus können einige genetische Risikofaktoren vererbt werden, die das Erkrankungsrisiko erhöhen. Dennoch spielen auch Alter und Lebensstil eine wichtige Rolle.
Was ist der Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz?
Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen des Gehirns, die mit einem fortschreitenden Verlust geistiger Fähigkeiten einhergehen. Alzheimer stellt dabei die häufigste und bekannteste Form der Demenz dar. Das bedeutet: Jede Person mit Alzheimer hat eine Demenz, jedoch nicht jede Demenz beruht auf Alzheimer. Die Alzheimer-Krankheit ist durch charakteristische Eiweissablagerungen im Gehirn gekennzeichnet, während andere Demenzformen, wie die vaskuläre Demenz oder die Lewy-Körper-Demenz, auf andere Krankheitsmechanismen zurückzuführen sind.
Wie wird Demenz diagnostiziert?
Um eine Demenz zu erkennen, wird eine gründliche Untersuchung durchgeführt. Dazu gehören Gespräche mit der betroffenen Person und ihren Angehörigen, eine körperliche Untersuchung sowie Tests, die das Gedächtnis und andere geistige Fähigkeiten prüfen (z. B. der MMST oder der MoCA-Test). Ausserdem werden häufig bildgebende Verfahren wie MRT oder CT eingesetzt, um das Gehirn zu beurteilen, und Blutuntersuchungen helfen, andere mögliche Ursachen auszuschliessen.
Quelle: Alzheimer Schweiz
Welche Betreuungsmöglichkeiten gibt es?
Für Menschen mit Demenz gibt es verschiedene Möglichkeiten der Betreuung, zu Hause oder in einer Institution. Dazu gehören ambulante Pflegedienste, Tages- und Nachtpflegeangebote, 24-Stunden-Betreuung, Kurzzeitpflege sowie spezielle Wohngemeinschaften und Pflegeheime für Demenzkranke. Ausserdem können Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und Entlastungsangebote pflegende Angehörige unterstützen.
Was ist Demenz?
Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen des Gehirns, bei denen geistige Fähigkeiten wie Gedächtnis, Denken und Orientierung nach und nach nachlassen. Dadurch fällt es den Betroffenen immer schwerer, ihren Alltag selbstständig zu bewältigen.
Hier finden Sie
weitere, hilfreiche Informationen rund um das Thema Demenz:
Welche Hilfsmittel für Demenzkranke sind sinnvoll?
Orientierung
- Lampen mit Bewegungsmelder
- Unterbettbeleuchtung
Sicherheit
- Pflegebett mit Seitengittern
- Trittmatte
- Hüftprotektoren
- Haltegriffe
- Gleitschutzmatte
- Duschhocker
- WC-Aufsatz
- Notrufsysteme
- Notfalluhr
Hygiene
- Händedesinfektion
- Flächendesinfektion
- Matratzenschoner
- Inkontinenzprodukte
- Entsorgung
- Medizinische Hautpflegeprodukte